Medikamentöse Schmerztherapie

 
 
Medikamentöse Schmerztherapie

Ein wichtiger Pfeiler in der Behandlung chronischer Schmerzerkrankungen ist die Einstellung auf Schmerzmedikamente. Wenn ein Mensch lange Zeit an Schmerzen leidet, verändert sich sein schmerzleitendes Nervensystem. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit einer konsequenten Schmerzmedikation.
 
Die medikamentöse Schmerztherapie ist immer eingebunden in ein Gesamtbehandlungskonzept. Sie steht oft am Anfang eines Therapieprogrammes. Das Ziel der Schmerzbehandlung ist es, dem Patienten für die Zukunft Mittel und Wege zur Selbsthilfe in die Hand zu geben. Bewegungstherapien und auch die Wiederaufnahme von sportlicher Betätigung bilden den zentralen Kern des Therapieplanes. Mit Schmerzen unter Belastungen lässt sich eine Aktivierung des Patienten nicht ermöglichen. Entscheidet man sich für eine Schmerzmedikation, gibt es wichtige Regeln, welche die Behandlung chronischer Schmerzen von einer Akutschmerzbehandlung abgrenzen. Darüber wird in einem ausführlichen Gespräch in der Schmerzsprechstunde beraten.
 
Jedes zentral wirksame Schmerzmittel hat Nebenwirkungen, die zu Beginn der Behandlung normal sind. So können Übelkeit, Benommenheit und Schwindel auftreten. Diese kann man zu Beginn der Therapie mit einem weiteren Medikament behandeln. Da es sich nur um eine vorübergehende Situation handelt, ist auch die Gabe der Begleitmedikamente zeitlich begrenzt. Eine Verstopfung tritt fast immer auf, diese bedarf allerdings einer ständigen Behandlung mit abführenden Mitteln.
 
Bei der Einstellung auf eine gut wirksame Schmerzmedikation bedient man sich eines Stufenschemas, das in den 1970er Jahren von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) für die Behandlung von Schmerzen bei Krebserkrankungen entwickelt wurde. In den letzten Jahren wurde diese Schema für Schmerzen aller Art erweitert. Dabei wird zwischen leichten, mittelschweren und starken Schmerzen unterschieden. Darauf baut auch das 3-stufige Schmerzmedikationsschema auf.
 
Stufe 1: Leichte Schmerzen werden mit peripher wirksamen Mitteln behandelt. Dazu gehören die bekannten Rheumamittel wie Ibuprofen, Diclofenac, Metamizol, Paracetamol. Da diese eine Reihe von Nebenwirkungen haben, können sie auch nur zeitlich begrenzt eingesetzt werden. Nebenwirkungen sind hauptsächlich Magenschleimhautentzündungen bis zu Geschwüren, Blutgerinnungsstörungen und allergische Reaktionen.
 
Stufe 2: Mittelstarke Schmerzen werden mit leichteren Opioden behandelt. Das sind z.B. Tramal oder Tillidin. Es handelt sich hierbei schon um zentral wirksame Medikamente, die Nebenwirkungen wie z. B. Übelkeit, Schwindel, Müdigkeit und Benommenheit hervorrufen. Diese sind nur vorübergehend und können ganz verschwinden. Wenn der Patient aber nicht darauf vorbereitet ist, kann es ihn verunsichern und verängstigen. Eine Aufklärung diesbezüglich ist also notwendig.
 
Stufe 3: Starke Schmerzen müssen dann mit starken Opioden behandelt werden. Der bekannteste Vertreter ist das Morphin. In der Zwischenzeit sind auch andere Wirkstoffe entwickelt worden, z.B. Oxycodon, Fentanyl, Hydromorphon u.a. Diese sind teilweise auch als Schmerzpflaster anzuwenden. Die Nebenwirkungen sind ähnlich wie bei Stufe-2-Medikamenten.
 
Zentral wirksame Medikamente haben im Gegensatz zu den peripher wirkenden Medikamenten kaum organschädigende Nebenwirkungen. Oft wird aber gegen den Einsatz dieser wichtigen Medikamente argumentiert, sie würden abhängig machen oder seien Gift für den Körper. Patienten sind dann oft verunsichert. In einem vertrauensvollen Gespräch zwischen Arzt und Patient (auch mit Angehörigen) können diese Einwände besprochen und relativiert werden. Der sachgemäße Umgang mit diesen Medikamenten schützt vor Abhängigkeit und anderweitigen ungewünschten Zwischenfällen.